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Hintergrundwissen

Die fett gedruckten Wörter im Text deuten an, dass es zu dem jeweiligen Begriff weitere Informationen in einer extra Erklärung gibt.

Wichtige Begriffe

Dem Konzept der BNE liegt ein spezielles Verständis zu Grunde. Um dieses besser durchdringen zu können, finden sich hier Erläuterungen zu wichtigen Begriffen.

Das Ziel der BNE ist die Ausbildung von Gestaltungskompetenz. Damit wird die Fähigkeit bezeichnet, Wissen über nachhaltige Entwicklung anzuwenden und Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung zu erkennen. Das heißt, aus Gegenwartsanalysen und Zukunftsstudien Schlussfolgerungen über ökologische, ökonomische und soziale Entwicklungen in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit zu ziehen. Darauf basierend können Entscheidungen getroffen, verstanden und umgesetzt werden, mit denen sich nachhaltige Entwicklungsprozesse verwirklichen lassen.

Die Gestaltungskompetenz beruht auf einem Konzept von Gerhard de Haan und Dorothee Harenberg und wurde im Rahmen des Schulmodellprogramms der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) „21" und des Nachfolgeprogramms Transfer-21 entwickelt und erprobt.

Inhalt der Kompetenz sind 12 Teilkompetenzen, durch die die Schülerinnen und Schüler für die Zukunft ausgebildet werden sollen.

Die Schülerinnen und Schüler

  • bauen weltoffen und neue Perspektiven integrierend Wissen auf,
  • analysieren vorausschauend Entwicklungen und beurteilen diese,
  • gewinnen interdisziplinär Erkenntnisse und handeln danach,
  • erkennen Risiken, Gefahren und Unsicherheiten und wägen diese ab,
  • planen und handeln gemeinsam mit anderen,
  • berücksichtigen Zielkonflikte bei der Reflexion über Handlungsstrategien,
  • nehmen an kollektiven Entscheidungsprozessen teil,
  • motivieren sich und andere und werden aktiv,
  • reflektieren die eigenen Leitbilder und die anderer,
  • nutzen Vorstellungen von Gerechtigkeit als Entscheidungs- und Handlungsgrundlage,
  • Selbständig planen und handeln können
  • zeigen Empathie für andere.

Globales Lernen meint ein Bildungskonzept mit dem Ziel zu Weltoffenheit und Empathie zu erziehen. Schülerinnen und Schülern wird dabei ausgehend vom Erleben der eigenen Lebenswelt ein Verständnis komplexer globaler Zusammenhänge vermittelt. Im Mittelpunkt steht der Erwerb von Kompetenzen, die sie befähigen, mit den Auswirkungen der Globalisierung umgehen zu können.
Das Konzept ist eingebunden in eine Bildung für nachhaltige Entwicklung und versteht nachhaltige Entwicklung daher als eine kooperative globale Aufgabe.

Globales Lernen umfasst die Auseinandersetzung mit Fragen zur weltweiten Entwicklung. Dies meint zum einen die Beschäftigung mit Herausforderungen wie Klimawandel und Ressourcenverknappung, die die Lebensgrundlage vieler Menschen in Frage stellen. Zum anderen soll die Auseinandersetzung mit Möglichkeiten, die sich durch eine globale Vernetzung ergeben, angeregt werden. So spiegeln weltweite Handelsströme oder die Kommunikation über Internet und soziale Netzwerke z. B. die zunehmende Verknüpfung von lokalen und globalen Entwicklungen wider.

Lange Zeit existierte das Bildungskonzept Globales Lernen neben dem der Umweltbildung und das Verhältnis war eher schwierig, da die beiden Ansätze unterschiedliche Schwerpunkte fokussierten.

Die internationale Diskussion um die Verwirklichung der Agenda 21 der Weltkonferenz in Rio de Janeiro 1992 hat zu einem gemeinsamen Bezugsrahmen geführt, der mit dem Begriff der Bildung für nachhaltige Entwicklung gekennzeichnet wird. Globales Lernen ist nach wie vor ein eigenständiger Bildungsansatz, der in Kombination mit der Umweltbildung das Gesamtkonzept Bildung für nachhaltige Entwicklung ergibt.

Das grundlegende Verständnis von Nachhaltigkeit in der BNE entwickelte sich aus der Forstwirtschaft. Der Kerngedanke von Hans-Karl von Carlowitz dazu war, nur so viel Holz zu schlagen, wie der Wald verkraften kann. Dieses Prinzip der Nachhaltigkeit veröffentlichte er bereits 1713 in seinem Buch über die Ökonomie der Waldkultur „Silvicultura oeconomica".

Heute hat sich Nachhaltigkeit zu einem Leitbild des 21. Jahrhunderts entwickelt und der Kerngedanke veränderte sich dahingehend, dass man auf lange Sicht nicht auf Kosten der Menschen in anderen Regionen der Erde oder zukünftiger Generationen leben dürfe.

Der reine Umweltbegriff von Carlowitz wurde somit weiterentwickelt und basiert heute auf der Erkenntnis, dass Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft sich gegenseitig beeinflussen: Es wird langfristig keinen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt ohne intakte Umwelt geben. Ebensowenig wird es gelingen, die Umwelt effektiv zu schützen, wenn Menschen um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen müssen.

Zusätzlich zu diesen klassischen drei Dimensionen (Ökologie, Ökonomie, Soziales) findet der Begriff der Gerechtigkeit eine Erweiterung im Verständnis der Generationengerechtigkeit sowie der Globalen Gerechtigkeit als grundlegende Elemente des Nachhaltigkeitsverständnisses. (Vgl. Begriffserklärung zu nachhaltige Entwicklung.)

Das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung wurde erstmal im Brundtland-Bericht im Jahr 1987 formuliert.

Hier wurde die Definition wie folgt formuliert: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, daß künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ Besonders die Generationengerechtigkeit spielt hier eine tragende Rolle.

Nach der ersten Formulierung aus dem Brundtland-Bericht wurde nachhaltige Entwicklung auf dem Weltgipfel in Rio de Janeiro 1992 in der Rio-Deklaration und der Agenda 21 als Leitkonzept der internationalen Staatengemeinschaft verankert. Seitdem ist der Begriff fest etabliert und in vielen weiteren veröffentlichten Papieren integriert, dafür wurde er teilweise erweitert und ergänzt, die grundlegende Aussage bleibt allerdings bis heute dieselbe.

Umweltbildung ist ein in den 1970er Jahren aufgekommener Bildungsansatz, der einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt und den natürlichen Ressourcen vermitteln soll, immer mit dem Schwerpunkt auf ökologische Fragestellungen. Die Entwicklung des Ansatzes in verschiedenen Strömungen wurde maßgeblich durch die Umweltbewegungen der 1970er Jahre gestärkt. Bis heute sind die daraus entstandenen Organisationen und Institutionen operativ tätig.

Nach der Agenda 21 der Weltkonferenz in Rio de Janeiro 1992 entwickelte sich die Umweltbildung im Rahmen der Kampagne der Bildung für nachhaltige Entwicklung weiter. Heute ist Umweltbildung nach wie vor ein selbstständiger Bildungsansatz mit dem Schwerpunkt Ökologie und Umwelt. In vielen Bereichen wird er allerdings auch von BNE überholt, da im Sinne der nachhaltigen Entwicklung neben Ökologie auch die Dimensionen Ökonomie und Soziales von gleichwertiger Bedeutung sind. Durch die Kombination von Umweltbildung und Globalem Lernen ist ein ganzheitlicher interdisziplinärer Ansatz in der Bildung für nachhaltige Entwicklung entstanden.

Meilensteine der BNE

Die Entwicklung der Bildung für nachhaltige Entwicklung lässt sich an ausgewählten Meilensteinen nachvollziehen. Im Folgenden werden exemplarisch wichtige Konferenzen und daraus entstandene Publikationen, die für die BNE bedeutend erscheinen, hervorgehoben.

Im Jahr 1983 gründeten die Vereinten Nationen als unabhängige Sachverständigenkommission die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Ihr Auftrag war die Erstellung eines Perspektivberichts zu langfristig tragfähiger, umweltschonender Entwicklung im Weltmaßstab bis zum Jahr 2000 und darüber hinaus.

Die Kommission veröffentlichte vier Jahre später (1987) ihren auch als Brundtland-Bericht bekannt gewordenen Zukunftsbericht unter dem Titel „Unsere gemeinsame Zukunft“ („Our Common Future“).

Die ehemalige norwegische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland hatte in dieser Kommission den Vorsitz und wurde somit Namensgeberin für dieses wichtige Dokument.

In diesem Bericht wurde erstmal der Begriff nachhaltige Entwicklung definiert. Die dortige Definition von nachhaltiger Entwicklung ist noch heute aktuell und lautet „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Lebensqualität der gegenwärtigen Generation sichert und gleichzeitig zukünftigen Generationen die Wahlmöglichkeit zur Gestaltung ihres Lebens erhält.“

Die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung fand 1992 in Rio de Janeiro statt. Sie gilt als Meilenstein für die Integration der Umwelt- und Entwicklungsbestrebungen.

Wichtige Ergebnisse der UNCED sind die Agenda 21, ein entwicklungs- und umweltpolitisches Aktionsprogramm für eine weltweite nachhaltige Entwicklung, die Rio-Erklärung über Umwelt und Entwicklung, die Klimarahmenkonvention, die „Forest Principles“ und die Biodiversitätskonvention.

Die „Agenda 21" wurde auf dem Weltgipfel in Rio de Janeiro 1992 von den Vereinten Nationen beschlossen. Sie diente als Leitlinie für das 21. Jahrhundert in Sinne einer nachhaltigen Entwicklung.

Besonders die Regierungen der einzelnen Staaten werden darin aufgefordert, auf nationaler Ebene die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklung zu fördern, im Sinne von Strategien, nationalen Umweltplänen und nationalen Umweltaktionsplänen. Auch Nichtregierungsorganisationen und andere Institutionen sind zu beteiligen, denn von besonderer Wichtigkeit für den Erfolg der Maßnahmen und Projekte ist eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit bzw. der Bevölkerung. Dafür muss nachhaltige Entwicklung für alle Beteiligten bekannt sein.

In Kapitel 36 der „Agenda 21" wird die „Förderung der Schulbildung" genannt, wobei ganz explizit auf die „Neuausrichtung der Bildung auf eine nachhaltige Entwicklung" eingegangen wird.

Als Millennium-Gipfel wird die 55. Generalversammlung der Vereinten Nationen bezeichnet, die 2000 in New York stattfand. Auf der bis dahin größten Zusammenkunft von Staats- und Regierungschefs einigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf einen Maßnahmenkatalog mit konkreten Ziel- und Zeitvorgaben und dem übergeordneten Ziel, die Armut in der Welt bis zum Jahr 2015 zu halbieren: den Millenniums-Entwicklungszielen.

Diese Ziele lauten im Einzelnen:

  1. Begrenzung von extremer Armut und Hunger
  2. Primärschulbildung für alle
  3. Gleichstellung der Geschlechter / Stärkung der Rolle der Frauen
  4. Senkung der Kindersterblichkeit
  5. Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Mütter
  6. Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten
  7. Ökologische Nachhaltigkeit
  8. Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung

Aufbauend auf den Milleniums-Entwicklunsgzielen wurden 2015 die Sustainable Development Goals veröffentlicht.

Zehn Jahre nach Rio kam die Staatengemeinschaft 2002 in Johannesburg zum Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung erneut zusammen.

Dort entstand die Empfehlung eine Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung" von 2005 bis 2014 auszurufen. Diese formulierte das Ziel, Bildungsmaßnahmen zur Umsetzung der in Rio 1992 beschlossenen und in Johannesburg 2002 bekräftigten Agenda 21 beizutragen und die Prinzipien nachhaltiger Entwicklung weltweit in den nationalen Bildungssystemen zu verankern.

Das Ziel der Weltdekade BNE von 2005 bis 2014 war es, nachhaltige Entwicklung als Leitbild in allen Bildungsbereichen zu verankern, um damit globale Herausforderungen wie Klimawandel, Armut oder Raubbau an der Natur lösen zu können. Koordinierendes Organ dieser Dekade ist die UNESCO.

Um dieses Ziel zu erreichen, engagierten sich während eines zehnjährigen Zeitraums weltweit Menschen, um zu erkunden, wie sich dieses ambitionierte Vorhaben verwirklichen ließe. Dadurch entstanden Netzwerke und Wissen, die auch zukünftig für die fortlaufende Implementierung von BNE genutzt werden können.

Zur konkreten Umsetzung der Ziele der Weltdekade in Deutschland wurde 2004 ein deutsches Nationalkomitee einberufen, dem Experten aus Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur, Vertreter des Deutschen Bundestages, der Bundesregierung und der Kultusministerkonferenz angehören. Sie veröffentlichen unter anderem auch den Nationalen Aktionsplan BNE.

Das deutsche Nationalkomitee wurde mit der Umsetzung der Weltdekade BNE auf nationaler Ebene beauftragt. Dafür veröffentlichte es 2005 den 1. Nationalen Aktionsplan BNE. Dieser wurde 2008 und 2011 jeweils in einer Neufassung publiziert.

Die aktuelle Ausgabe von 2017 steht hier zum Download bereit. Der Nationale Aktionsplan BNE definiert als übergreifendes Ziel der UN-Dekade die Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung in allen Bereichen der Bildung. Außerdem nennt er konkrete Ziele und Handlungsempfehlungen zur struktuellen Verankerung von BNE in der Bildungslandschaft.

Der Erklärfilm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gibt eine kurze Erläuterung zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung und erklärt konkret die Inhalte des Nationalen Aktionsplans BNE.

2012 jährte sich der sogenannte Weltgipfel von Rio de Janeiro zum 20. Mal.

Im Abschlussdokument des Rio+20-Gipfels wird die Bedeutung von BNE mehrfach betont. Dabei erhalten die Bildungseinrichtungen einen besonderen Stellenwert.

Den UN-Mitgliedsstaaten wird aber auch die Verantwortung übertragen, dafür Sorge zu tragen, dass BNE insgesamt stärker ins Bewusstsein der Menschen rückt.

Bei der Weltkonfernz BNE 2014 in Japan wurde der Startschuss für das Weltaktionsprogramm BNE gegeben, das von der UNESCO koordiniert wird und die offizielle Nachfolgeagenda der Weltdekade BNE ist.

Für die Jahre 2015 bis 2019 haben die Vereinten Nationen ein Weltaktionsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwicklung" ausgerufen. Dies verfolgt das Ziel, BNE weltweit in alle Bildungsbereiche zu integrieren. Zudem soll die Rolle von Bildung in allen Programmen und Prozessen, die nachhaltige Entwicklung fördern, gestärkt werden.

Im Rahmen des Weltaktionsprogramms entstand die Roadmap zum Weltaktionsprogramm BNE, die  sich an alle Akteurinnen und Akteure der BNE richtet.

Das Weltaktionsprogramm leistet einen zentralen Beitrag zur Umsetzung der 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung der Vereinten Nationen – der Agenda 2030.

Im Rahmen des Weltaktionsprogramms wurde in Deutschland die Onlineplattform www.bne-portal.de von der Deutschen UNESCO-Kommission und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erstellt. Dort sind alle aktuellen Informationen zum Verlauf des Aktionsprogramms zu finden.

Die UNESCO hat 2014 für die konkrete Umsetzung des Weltaktionsprogramms eine sogenannte Roadmap zum Weltaktionsprogramm BNE konzipiert.

Sie stellt den Rahmen für das Weltaktionsprogramm dar. Von den Zielsetzungen über die Strategien bis hin zur Evaluierung werden die einzelnen Schritte des Programms detailliert dargestellt.

Im September 2015 wurden von den Vereinten Nationen die 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung (Sustainable development Goals) festgelegt. Sie sind das Kernstück der Agenda 2030. Ihr Ziel ist die Transformation hin zu einer Welt, in der jeder ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig handelt. Die Agenda knüpft an die UN-Milleniumsentwicklungsziele aus dem Jahr 2000 an.

Die fünf Kernbotschaften („The 5 Ps"), verdeutlichen die Zusammenhänge der Ziele und dienen als handlungsleitende Prinzipien für die 17 Zielen. Sie lauten:

  • Die Würde des Menschen in den Mittelpunkt stellen (People)
  • Den Planeten schützen (Planet)
  • Wohlstand für alle fördern (Prosperity)
  • Frieden fördern (Peace)
  • Globale Partnerschaften aufbauen (Partnership)

Weiterführende Informationen in bewegten Bildern bietet das kurze Video des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Darin werden die Inhalte der Agenda 2030 erklärt und der deutsche Beitrag anhand von Beispielen vorgestellt.