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Qualitätsstandards

„Lernen durch Engagement (LdE)” ist eine Methode, die Wirkung in der Schulgemeinschaft zeigt. Dabei kommt es aber auf die Qualität der pädagogischen Umsetzung an, weshalb es bei der Umsetzung einige Qualitätsstandars zu beachten gilt.

Für den deutschsprachigen Raum definieren Seifert, Zentner & Nagy (2012) für Lernen durch Engagement an Schulen sechs Qualitätsstandards, die sie aus der aus der amerikanischen Service-Learning-Literatur adaptiert haben. Diese Standards wurden auf Basis von wissenschaftlichen und pädagogischen Erkenntnissen zu Service-Learning und Demokratiebildung entwickelt. Sie spiegeln die langjährigen praktischen Erfahrungen der Akteurinnen und Akteure im Netzwerk Lernen durch Engagement wider.

Die Forschung zeigt, dass diese zentralen Merkmale eng mit den positiven Wirkungen zusammenhängen, die Service-Learning auf die Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler entfaltet. (z. B. Root & Billig, 2008).

Das Engagement der Schülerinnen und Schüler reagiert auf einen realen Bedarf. Sie übernehmen bei ihrem Engagement Aufgaben, die von allen Beteiligten als sinn- und bedeutungsvoll wahrgenommen werden.

Das LdE-Projekt der Schülerinnen und Schüler behandelt kein fiktives Problem, sondern beschäftigt sich mit einer echten gesellschaftlichen Herausforderung und einem echten Unterstützungsbedarf bei einem Engagementpartner im Nahfeld. Den realen Bedarf in einer Recherchephase gemeinsam mit den Heranwachsenden herauszufinden und genau zu ergründen, ist daher wichtiger Bestandteil jedes LdE-Projekts:
Wer braucht unsere Unterstützung? Was genau können wir beitragen und wie soll unser Engagement konkret aussehen, sodass es einen wirklichen Nutzen hat? Die gute Recherche und Vorbereitung ist ein Schlüssel dafür, dass die Schülerinnen und Schüler ihr Engagement als echte Unterstützung und sich selbst als wirksame Akteurinnen bzw. Akteure wahrnehmen.


„Wir tun etwas nützliches, das wirklich gebraucht wird.”

Service-Learning ist Teil des Unterrichts, und das Engagement wird mit Lerninhalten und Kompetenzen aus dem LehrplanPLUS verknüpft.


Bereits die Definition von LdE macht klar: Es findet sowohl eine strukturelle als auch inhaltliche Einbettung von Lernen durch Engagement in die Schule statt. Das kann in der Praxis ganz unterschiedlich aussehen, weshalb sich zu Beginn jedes LdE-Vorhabens gleich mehrere Fragen zur curricularen Anbindung stellen:
Wie soll LdE zeitlich und organisatorisch in den Schulablauf eingebunden werden? Als mehrwöchiges Projekt in einem Fach? Als fächerübergreifendes Vorhaben? In Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen? In einer ganzjährigen, festen Struktur an unserer Schule, zum Beispiel als Wahlpflichtkurs oder Seminarfach? Welche Ziele für den Kompetenzerwerb der Schülerinnen und Schüler haben wir, welche Verknüpfungen zum Bildungsplan stellen wir her?

Letzteres kann, muss aber nicht im Vorfeld entschieden werden, es bietet sich genauso an, die Schülerinnen und Schüler im Prozess zu beteiligen.


„Was wir in der Schule lernen, ist gar nicht langweilig - es macht Sinn und wir können es jetzt besser verstehen. Es hilft uns, etwas zu bewegen.”


Es findet eine regelmäßige und bewusst geplante Reflexion der Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler statt.

Erst durch das Nachdenken über das, was sie beim Engagement erwartet, was sie dort erleben und was all das mit ihrem eigenen Lernen und dem größeren gesellschaftlichen Kontext zu tun hat, erwächst für die Schülerinnen und Schüler ein emotionaler, sozialer und kognitiver Kompetenzgewinn aus den praktischen Erfahrungen.
Sie zu einer solchen aktiven Verarbeitung ihrer Erfahrungen anzuregen und bei diesem Prozess zu begleiten, ist eine zentrale pädagogische Aufgabe bei LdE. Reflexion als wichtiges Bindeglied zwischen Engagement und Lernen sollte daher vor Beginn des Engagements, währenddessen und danach stattfinden und unterschiedliche Themen berücksichtigen.

So können Erwartungen, Vorurteile, Ängste, negative Erfahrungen, schöne Erlebnisse, der Projektverlauf, Lernerfolge und persönliche Veränderungen aufgearbeitet werden. Durch den reichen Erfahrungshintergrund, den die Schülerinnen und Schüler aus ihrem Engagement mit in den Unterricht bringen, wird auch eine authentische Auseinandersetzung mit fachlichen Themen und gesellschaftlichen Herausforderungen möglich, denn die Jugendlichen begegnen realen Fällen und Problemstellungen, die bei der Reflexion aufgegriffen werden können.


„Wir denken über das nach, was wir im Engagement erleben und überlegen, was wir daraus lernen.“
 

Die Schülerinnen und Schüler sind aktiv an Planung, Vorbereitung und Ausgestaltung ihres LdE-Projekts beteiligt.

Kinder und Jugendliche sollen bei Lernen durch Engagement echte Teilnahme erfahren und das in allen Phasen des Projekts – von der Planung und Durchführung bis zum Abschluss. Sie sollen aktiv mitbestimmen, Entscheidungen treffen, ihre Ideen einbringen und umsetzen.
In qualitätvollen LdE-Vorhaben wird den Kindern und Jugendlichen echte Verantwortung übertragen und das nicht nur im Engagement, sondern auch im Unterricht und für ihren eigenen Lernprozess. Das bringt für die Lehrerkräfte bei Lernen durch Engagement ein Nachdenken über die eigene Rolle und Haltung mit sich. Sie sind bei LdE pädagogische Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter, die die Schülerinnen und Schüler als Hauptakteure ihres Handelns und Lernens anerkennen und unterstützen.

Je größer die Mitbestimmung bei Service-Learning, umso mehr Selbstvertrauen, Selbstwirksamkeit, soziale Kommunikationsfähigkeit und kritisches Denken entwickeln die Kinder und Jugendlichen und umso mehr wollen sie sich auch in Zukunft gesellschaftlich einbringen.

„Wir können mitbestimmen und entscheiden, wofür wir uns einsetzen wollen.“

Das praktische Engagement der Schülerinnen und Schüler findet außerhalb der Schule und in Zusammenarbeit mit Engagementpartnern statt.

Bei Lernen durch Engagement geht es immer auch um die Öffnung von Schule nach außen, um das Entdecken anderer Lernorte und Lebensweisen und neuer Perspektiven. Im Kontakt mit Kita, Pflegeheim, Bezirksamt, Jugendlichen mit Suchterkrankungen, Umweltschutzverein, Menschen mit Fluchterfahrung und vielen anderen setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit authentischen Situationen und Bedürfnissen auseinander, sie reden, planen und kooperieren mit Menschen unterschiedlicher Lebens- und Erfahrungshintergründe.

Das bietet wertvolle Lerngelegenheiten und baut gesellschaftliche Brücken. Voraussetzung dafür ist eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit der Klasse mit dem jeweiligen Engagementpartner des LdE-Projekts. Die Kooperation gut zu gestalten, ist daher eine wichtige Aufgabe für alle Beteiligten, zum Beispiel durch intensive Absprachen und Klärung von Zielen zu Projektbeginn und durch eine regelmäßige gemeinsame Reflexion im gesamten Projektverlauf – bis hin zum abschließenden Auswerten.


„Wir dürfen uns in der echten Welt erproben und lernen viele interessante Menschen kennen.”

Das Engagement und die Leistungen der Schülerinnen und Schüler werden durch Feedback im gesamten Prozess und bei einem anerkennenden Abschluss gewürdigt.

Jungen Menschen etwas zuzutrauen, ihre Ideen und ihr Engagement wertzuschätzen und regelmäßiges Feedback zu ermöglichen - dies ist Teil einer umfassenden Anerkennungskultur, die qualitätsvolles Lernen durch Engagement auszeichnet. Sie umschließt ebenso die Beiträge aller anderen Beteiligten, ob Lehrkräfte oder Engagementpartner und mündet am Ende eines LdE-Projekts in eine gemeinsame Auswertung und einen feierlichen Abschluss.

Dabei gibt es Gelegenheit für gegenseitigen Dank und eine Würdigung des Engagements. Häufig gestalten die Schülerinnen und Schüler die Abschlussveranstaltung selbständig. Sie planen, laden ein und präsentieren Erlebnisse, Geschichten, Bilder und Lernerfolge aus ihrem Projekt: Was haben wir erreicht? Was verändert? Wie soll es weitergehen? Wie finden wir für alle einen guten gemeinsamen Abschluss? Die Reflexion dieser Fragen hilft, sich die eigene Rolle und Wirksamkeit im Engagement und für die Gesellschaft nochmals bewusst und auch für andere sichtbar zu machen.

„Wir werden bei Engagement und Lernen gut begleitet und spüren, dass allen Beteiligten unser Einsatz wichtig ist.”

  • Seifert, A., Zentner, S. & Nagy, F. (2012). Praxisbuch Service-Learning – »Lernen durch Engagement an Schulen«. Weinheim/Basel: Beltz.
  • Root, S. & Billig, S. H. (2008). Service-learning as a promising approach to high school civic engagement. In J. S. Bixby & J. L. Pace (Hrsg.), Educating democratic citizens in troubled times: Qualitative studies of current efforts (S. 107-127). New York: State University of New York Press.

Weiterführende Informationen

Fächerübergreifende Bildungsziele als Anknüpfungspunkte

Der LehrplanPLUS bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Anbindung für LdE. So eröffnen die schulart- und   fächerübergreifenden Bildungsziele (FüBEZ) neben den einzelnen Fachlehrplänen zahlreiche Schnittmengen.

LdE im Ganztag

Gebundene Ganztagsschulen bieten ein Mehr sowie Zeit und Raum für vielfältige Lernformen. So kann die Methode LdE das Ganztagsangebot erweitern.

Schulentwicklung und LdE

Die Aufnahme von LdE in das Schulentwicklungsprogramm ermöglicht eine nachhaltige Verankerung der Methode in der Schule.